Es ist ein Experiment auf Feinschmeckerbasis. Ein Spitzenrestaurant tritt gegen Fast Food an. Mit Küchenpersonal, das sich auch aus sozial benachteiligten Jugendlichen rekrutiert. Das Gustu-Restaurant in Boliviens Hauptstadt La Paz sucht in der Gastro-Szene seinesgleichen. Gekocht wird mit längst vergessenen einheimischen Produkten, Gemüse oder alten Getreidesorten. Dank einer spektakulären Idee des weltbekannten Gastronomen Claus Meyer. Immerhin ist der Däne Mitbesitzer des mehrfach zum weltbesten Restaurant gekürten Noma in Kopenhagen. Auch daheim will er ständig regionale Geschmackswelten neu entdecken. Das geht erst recht in Bolivien, sagt Meyer, hunderte exotische Aromen gibt es, uralte Kartoffelpflanzen, die bestenfalls noch ein paar Indios kennen und die sonst nirgendwo auf der Speisekarte stehen. Alles in Vergessenheit geraten, weggefegt von amerikanischen Fast-Food-Ketten, die längst zu Gourmettempeln für die junge Generation geworden sind. Das soll sich ändern, hat sich Claus Meyer vorgenommen. Also gründet er den "Melting Pot Bolivien", nimmt Jugendliche in seine Kochschulen auf, bevorzugt aus ärmlichen Wohngebieten. Junge Menschen ohne Chancen - sie sollen in Arbeit gebracht werden, eine solide Ausbildung bekommen. Damit sie echte Perspektiven haben. Also lernen sie kochen, ein bisschen Betriebswirtschaft und vor allem die Erkenntnis, dass Bolivien etwas zu bieten hat: eine eigene, gesunde und nachhaltige Essenskultur, die das Land weniger abhängig macht von globalen Entwicklungen der Rohstoffpreise oder deren Spekulanten.