Khadija ist 27 und lebt allein in einer Plattenbausiedlung in Moskau. Sie möchte nach dem Koran leben und trägt Kopftuch. Eigentlich heißt sie Tatjana und ist eine russische Konvertitin. In ruhigen Sequenzen, leise und eindringlich, erzählt Katja Fedulova von den Schwierigkeiten junger Frauen im postsozialistischen Russland. Wie schwer es ist, sich neu zu finden und die eine Lebenswelt zu erhalten, ohne die andere zu verraten. Als Tatjana den Glauben wechselte, wandten sich ihre Eltern von ihr ab. Sie heiratete schnell einen Muslim - zu schnell; die Ehe scheiterte, weil sie es nicht schaffte, sich als Frau gänzlich unterzuordnen. Sie widersprach ihrem Mann. Er schlug sie und ließ sich scheiden. Khadija sehnt sich nach festen Familienstrukturen, nach Sicherheit, nach Geborgenheit und einem Ehemann, der nicht trinkt. Früher war Tatjana ein wildes russisches Mädchen, genauso wie viele ihrer Glaubensschwestern. Ordentlich aufgepeppt, gepierct und gestylt, waren sie ständig auf Partys. Heute kleidet sich Khadija züchtig und hat es wegen ihres Äußeren nicht leicht, Arbeit zu finden. Sie wird auf der Straße beschimpft und für eine potentielle Terroristin gehalten. Tatjana lebt hin- und hergerissen zwischen den Identitäten - sie will eine gute Muslima sein, und doch möchte sie weiterhin frei leben, zur Aerobic gehen und jeden Tag zur Arbeit. Eigenes Geld sichert Unabhängigkeit.Khadijas Weg zum Glück im Islam wird immer wieder erschüttert. Als sie sich weigert, an ihrem Arbeitsplatz, einem Haarverlängerungsstudio, das Kopftuch abzunehmen, wird sie von ihrer Chefin bloßgestellt. Als eine Glaubensschwester sie als Zweitfrau verkuppeln will, lehnt sie beleidigt ab, denn sie möchte ihren Mann mit keiner anderen Frau teilen.